Wissenswertes
Wenn der Gelenkknorpel vorzeitig verschleißt
Als Gonarthrose wird die Arthrose des Kniegelenks bezeichnet. Durch eine Abnahme der Knorpelmasse an den gelenkbildenden Flächen zwischen Oberschenkel und Unterschenkel kommt es nach und nach zu Funktionseinschränkungen des Kniegelenks. Zu den typischen Anzeichen zählen belastungsabhängige Schmerzen sowie eine immer wieder auftretende Schwellneigung des Gelenks. Von Dr. med. Jörg Richter, Ärztlicher Direktor der Klinik für Sportorthopädie und Arthroskopische Chirurgie an der Orthopädischen Klinik Markgröningen.
Grundsätzlich werden zwei Formen der Gonarthrose unterschieden. Die primäre Gonarthrose bezeichnet einen altersbedingten Verschleiß ohne spezifische Ursache. Bei der zweiten Form handelt es sich um eine post-traumatische Gonarthrose, also einer Arthrose, die nach einer Verletzung auftritt.
Knieverletzungen rechtzeitig behandeln
Die häufigste Ursache hierfür sind alte Sportverletzungen. Eine anhaltende Instabilität durch eine Kreuzbandverletzung führt zum Beispiel zu einer nachhaltigen Veränderung der Biomechanik des Kniegelenks und einer daraus resultierenden veränderten Belastungssituation und Kraftverteilung auf die Knorpelstrukturen. Des Weiteren kann eine Meniskusverletzung zu negativen Veränderungen der Bewegungsabläufe im Gelenk führen. Die genannten Verletzungen werden auch als prä-arthrotische Veränderungen bezeichnet, da sie meist einen vorzeitigen Verschleiß des Gelenkknorpels zur Folge haben. Um diese schwerwiegenden Folgen eindämmen zu können, sollten Bandverletzungen oder Verletzungen der Menisken frühzeitig operativ durch Bandrekonstruktionen oder meniskuserhaltende Verfahren versorgt werden.
Entlastung durch Knieorthesen
Besteht bereits eine manifeste Arthrose, wird eine individuelle Therapie je nach Leidensdruck des Patienten geplant. Anfangs kann durch konservative Maßnahmen versucht werden, die Funktion des Kniegelenks zu erhalten. Hierzu zählen physiotherapeutische Behandlungen, eine Versorgung durch entlastende Knieorthesen und Hilfsmittel wie z.B. Schuheinlagen.
Operation erhält anatomische Strukturen
Führt die Gonarthrose jedoch zunehmend zu einer Einschränkung der Lebensqualität, muss man je nach Schweregrad und Ausprägung der Arthrose auch operative Maßnahmen in Betracht ziehen. Dabei ist vor allem die Möglichkeit der Achskorrektur in Kombination mit knorpelreparativen Maßnahmen zu erwähnen. Durch den Erhalt der anatomischen Strukturen und der dadurch gegebenen physiologischen Gelenkbewegung werden sehr gute Ergebnisse erzielt, was sich auch in klinischen Studien nachweisen lässt.
Für die Behandlung schwerer Gonarthrosefälle bleibt als letzte bewährte Lösung die Implantation einer Teil- oder Vollprothese des Kniegelenks.
Sport & Arthrose: Was man gegen Gelenkbeschwerden tun kann
Volkskrankheit Arthrose
Arthrose ist die häufigste aller Gelenkkrankheiten und beschreibt die Zerstörungen der Knorpelschicht eines Gelenks und auch die damit einhergehenden Knochenveränderungen. Von Dr. med. Sven Schemel, Chefarzt ORTEMA Rehabilitation.
Mehr als 60 % der über 65-jährigen sind von Gelenkveränderungen betroffen, mit höherem Alter ist die Quote zunehmend. Oft beginnt dieser Prozess der Knorpelzerstörung auch schon im Jugendalter z.B. beim Fußballspielen. Die Arthrose hat meist mehrere Ursachen, eine genetische Komponente der Knorpelstabilität ist bekannt.
Der Gelenkknorpel ist leider in vielen Fällen den Lebensbelastungen nicht gewachsen und es kommt zum Abrieb des Knorpels. In besonderem Maß kann das Leistungssportler betreffen. Im Gegensatz zu vielen anderen Körpergeweben kann sich der wichtige Knorpel nur nach kleinen Schäden wieder regenerieren.
Welche Gelenke sind betroffen?
Hauptsächlich betroffen sind die tragenden Gelenke wie Hüfte und Knie, häufig auch Finger- und Schultergelenke.
Ist eine Arthrose gefährlich?
Nein, die Erkrankung ist nicht lebensbedrohend. Sie ist jedoch oft mit erheblichen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Alltag verbunden mit negativen Folgen für die körperliche und psychische Gesundheit. Es gibt aber seltene Komplikationen sowohl bei der konservativen Therapie (das sind alle nichtoperativen Therapieverfahren) als auch bei operativen Eingriffen.
Folgende Verhaltensweisen verhindern oder verzögern das Auftreten einer Arthrose:
• Vermeidung von Übergewicht, auf Nikotin verzichten
• Vermeidung von Extrembelastungen der Gelenke, regelmäßige sportliche Betätigung ist jedoch sinnvoll - nicht nur für die Gelenke
• Gelenkinstabilitäten behandeln, z.B. mittels Bandage, Orthese, Muskeltraining oder Operation
• Soweit möglich Vermeiden von Gelenkfrakturen oder Luxationen (Risikosportarten!)
Welche Beschwerden macht ein Gelenk mit Arthrose?
Die Frühstadien des Knorpelschadens bleiben oft unbemerkt. Spätestens bei vollständigem Abrieb der Knorpelschicht kommt es zu Beschwerden. Dabei kennzeichnet der Schmerz nur bei Belastung ein frühes Arthrose-Stadium, ein morgendlicher „Anlaufschmerz“ ein mittleres Stadium und der Ruheschmerz ist Zeichen der fortgeschrittenen Arthrose (sofern andere Ursachen ärztlich ausgeschlossen wurden). Zusätzlich können Gelenkschwellungen und -verformungen sowie Bewegungseinschränkungen auftreten. Oft ist das Gelenk wetterfühlig und kälteempfindlich.
Was kann ich selbst tun, wenn meine Gelenke bereits eine Arthrose haben?
• Evtl. vorhandenes Übergewicht reduzieren
• Regelmäßige Bewegung möglichst ohne größere Belastung des betroffenen Gelenks (Wandern, Schwimmen, Gymnastik, Radfahren usw.), ebenso Dehnübungen
• Regelmäßiges Training der gelenkstabilisierenden Muskulatur
• Auf Nikotin verzichten, Alkohol meiden, tierische Fette und Eiweiße reduzieren, vitaminreiche Mittelmeerkost bevorzugen
• Abklärung und Therapie beim Hausarzt und/oder Orthopäden
Welche Therapiemöglichkeiten ohne Operation hat der Arzt?
Die beste Therapie der Arthrose ist die Prophylaxe (Verhinderung, Vorbeugung)! Die eingesetzten Arthrose-Therapien sind sehr vielfältig. Nachfolgend einige häufig eingesetzten und auch wissenschaftlich empfohlenen Medikamente und Therapieverfahren:
• Bewegungstherapie (Krankengymnastik am Gerät) und auch Bewegungsbad
• Manuelle Therapie zur Verbesserung der Gelenkbeweglichkeit, ebenso verschiedene Arten der physikalischen Therapie (Ultraschall, Wärme, Strom, pulsierende Magnetfeldtherapie)
• Anti-Entzündliche Medikamente gegen Schmerzen und Schwellung
• Knorpelstabilisierende Medikamente wie Glucosaminsulfat und Vitamin E
• Im akuten Stadium Cortisonspritzen ins Gelenk
• Hyaluronsäurespritzen ins Gelenk können bei leichten und mittleren Graden der Arthrose hilfreich sein
• Schuhanpassungen, Orthesen, Bandagen und sonstige Hilfsmittel
Wann ist eine Operation notwendig?
Diese häufige Frage kann natürlich nur im Einzelfall und dann zusammen mit dem Arzt beantwortet werden. Wenn nicht-operative Maßnahmen nicht mehr ausreichend wirksam sind, kann der Arzt eine Operation empfehlen. Eine arthroskopische Operation kann die Implantation eines künstlichen Gelenks (TEP) oder andere Eingriffe hinauszögern. Umschriebene Knorpeldefekte am Kniegelenk können mittels arthroskopischen Eingriffs saniert werden.
Eine Endoprothese ist aber insbesondere an den großen Gelenken (Knie, Hüfte) bei fortgeschrittener Arthrose häufig nicht zu umgehen
Was kommt nach einer Operation?
Der Eingriff bewirkt sehr oft eine rasche und deutliche Beschwerdebesserung. In der Regel bekommen Sie weitere Empfehlungen (Belastbarkeit, Medikamente, Therapie usw.) für die Zeit nach der Operation. Nach größeren Eingriffen kann eine ambulante oder stationäre Rehabilitation durch das Krankenhaus eingeleitet werden.
Beim gesunden Gelenk ist der Gelenkspalt deutlich erkennbar. Die Synovia (Gelenkflüssigkeit) wirkt als „Stoßdämpfer“ zwischen den Knorpeln und versorgt diese mit Nährstoffen.
Ein Gelenk mit fortgeschrittener Arthrose: Die Gelenkspalt ist nicht mehr vorhanden. Die Knorpel reiben aufeinander und sind beschädigt. Das Gelenk ist entzündet und verursacht Schmerzen.